Die Hüft-TEP, auch Totalendoprothese der Hüfte genannt, ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem das Hüftgelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt wird. Dieser Eingriff wird häufig bei fortgeschrittener Arthrose oder irreparablen Hüftschäden durchgeführt.
Wenn jeder Schritt zur Qual wird und selbst alltägliche Bewegungen wie das Aufstehen oder Treppensteigen Schmerzen bereiten, kann eine Hüft-TEP die Lebensqualität erheblich verbessern. In diesem Artikel erfährst du, wann eine Hüftprothese notwendig ist, wie die Operation abläuft und was in der Rehabilitationsphase zu beachten ist. Zudem werden mögliche Risiken und die langfristige Haltbarkeit einer Prothese wissenschaftlich fundiert betrachtet.
Was ist eine Hüft-TEP?
Die Hüft-Totalendoprothese ist ein künstlicher Ersatz des Hüftgelenks, das aus einer Pfannenkomponente (Acetabulum) und einer Schaftkomponente besteht, die in den Oberschenkelknochen eingesetzt wird (Mikkelsen et al., 2014). Die Hauptursache für eine notwendige Hüft-TEP ist die Arthrose, bei der der Knorpelverschleiß zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt (Siebert, 2017). Weitere Indikationen sind Frakturen des Oberschenkelhalses oder entzündliche Gelenkerkrankungen wie rheumatoide Arthritis (CJRR, 2022).
Verglichen mit konservativen Methoden wie Physiotherapie oder Schmerzmedikation bietet die Hüft-TEP eine langfristige Lösung für Patienten, die trotz anderer Behandlungen weiterhin starke Beschwerden haben (Lightfoot et al., 2020).

Wann ist eine Hüft-TEP notwendig?
Die Indikation für eine Hüft-TEP basiert auf mehreren Faktoren:
- Medizinische Indikationen: Fortgeschrittene Arthrose und avaskuläre Nekrose (Wu et al., 2019)
- Konservative Behandlungsoptionen: Physiotherapie, Gewichtsreduktion und Schmerzmittel sollten vorher ausgeschöpft werden (Lowe et al., 2015)
- Altersgruppen: Jüngere Patienten profitieren durch neuartige Materialien und Technik von längerer Haltbarkeit, während ältere Patienten oft aufgrund von Immobilität operiert werden (Hoskins et al., 2020)
Der Ablauf der Hüft-TEP-Operation
Vorbereitung
Vor der Operation sind ein umfassendes Screening sowie die Optimierung des Allgemeinzustands entscheidend (Song et al., 2017). Ernährungsumstellungen, gezieltes Muskeltraining und eine Reduktion von Risikofaktoren wie Rauchen verbessern die postoperativen Ergebnisse erheblich (Rochoy et al., 2020).
Operationsmethoden
Die chirurgischen Verfahren lassen sich grob in zwei Hauptkategorien einteilen:
- Minimalinvasive Verfahren: Diese Methoden ermöglichen eine geringere Gewebeschädigung, was zu einer schnelleren Genesung führt. Dabei wird meist der vordere oder laterale Zugang gewählt (Huang et al., 2021)
- Klassische Methoden: Hierzu zählt insbesondere der hintere Zugang, der eine größere Übersicht für den Chirurgen ermöglicht, aber mit einer längeren Rehabilitationszeit verbunden sein kann (Hoskins et al., 2020)
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Mehr InformationenMaterialien der Prothese
Die Wahl der Prothesenmaterialien spielt eine entscheidende Rolle für die Langlebigkeit und Funktion der Hüft-TEP. Häufig verwendete Materialien sind Metall-Polyethylen-Kombinationen oder hochentwickelte Keramikgelenke, die eine höhere Abriebfestigkeit und bessere Biokompatibilität aufweisen (Siebert, 2017).
Mögliche Risiken und Komplikationen
Jede Operation birgt Risiken, die bei einer Hüft-TEP durch moderne Techniken minimiert werden. Zu den möglichen Komplikationen gehören:
- Infektionen: Treten in etwa 1-2% der Fälle auf (Lightfoot et al., 2020)
- Prothesenlockerung: Besonders bei jüngeren Patienten relevant (Mikkelsen et al., 2014).
- Thrombosen: Durch Frühmobilisation und medikamentöse Prophylaxe reduzierbar (NICE, 2018)
Stabilität der Hüft-TEP
Moderne Hüft-TEP-Implantate sind in der Regel direkt nach der Operation voll belastbar. Dank optimierter Verankerungstechniken und hochwertiger Materialien ist eine frühzeitige Mobilisierung möglich (Lowe et al., 2015). Die früher häufig empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen, wie das Vermeiden bestimmter Bewegungen oder Einschränkungen in der täglichen Aktivität, werden in der modernen Literatur zunehmend hinterfragt.
Aktuelle Studien zeigen, dass diese Vorsichtsmaßnahmen keinen signifikanten Einfluss auf das Luxationsrisiko haben und in vielen Fällen nicht notwendig sind. Beispielsweise untersuchte eine Studie zwei Gruppen von Patienten, von denen eine Vorsichtsmaßnahmen befolgte und eine andere nicht. Das Luxationsrisiko betrug in der Vorsichtsmaßnahmen-Gruppe 1,5%, während es in der Gruppe ohne Vorsichtsmaßnahmen 1,3% betrug, was keinen signifikanten Unterschied darstellte (Lightfoot et al., 2020).
Beispielhafte Vorsichtsmaßnahmen, die in der Vergangenheit oft empfohlen, aber inzwischen als unnötig betrachtet wurden, sind:
- Vermeidung der Hüftbeugung über 90°, insbesondere beim Sitzen auf tiefen Stühlen.
- Nicht-Überkreuzen der Beine, um eine potenzielle Luxation zu vermeiden.

Neuere Erkenntnisse legen nahe, dass Patienten ohne diese Einschränkungen eine schnellere Rückkehr zu normalen Aktivitäten erreichen, ohne ein erhöhtes Risiko für Luxationen oder Prothesenprobleme zu haben (Hoskins et al., 2020).
Die ersten Wochen nach der Hüft-TEP-Operation: Rehabilitation & Mobilisation
Die Rehabilitation beginnt unmittelbar nach der Operation und verläuft in mehreren Phasen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das gezielte Training der Abduktorenmuskulatur, insbesondere bei Patienten, die mit dem minimalinvasiven anterolateralen Zugang operiert wurden. Studien zeigen, dass eine gezielte Kräftigung der Abduktorenmuskeln die funktionellen Ergebnisse signifikant verbessert und das Gangbild optimiert (Benedetti et al., 2021).
Woche 1: Frührehabilitation (0-7 Tage)
- Ziel: Schmerzkontrolle, Wundheilung und erste Mobilisation.
- Übungen:
- Passive Bewegungen durch Physiotherapeuten zur Erhaltung der Beweglichkeit
- Anspannung der Oberschenkelmuskulatur (isometrische Übungen) zur Reduktion von Muskelabbau
- Erste Gehversuche mit Gehstützen zur Belastungsgewöhnung
- Gehen auf dem Laufband mit 5% Neigung (5 Minuten pro Einheit bei 2 km/h)
- Brücke mit beidseitiger Beinstellung (3 Sätze à 8 Wiederholungen, 5 Sekunden Haltezeit in der Endposition)
- Clamshell-Übung in Seitenlage (3 Sätze à 8 Wiederholungen, 5 Sekunden Haltezeit pro Wiederholung)
Woche 2: Aufbauphase (8-14 Tage)
- Ziel: Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit und gezielte Kräftigung der Abduktorenmuskulatur.
- Übungen:
- Clamshell mit gestreckter Hüfte (3 Sätze à 8 Wiederholungen, 5 Sekunden Haltezeit pro Wiederholung)
- Einbeinstand auf dem operierten Bein (3 Wiederholungen mit 20 Sekunden Haltezeit) (Benedetti et al., 2019)
- Gehen auf dem Laufband mit 5% Steigung (7 Minuten pro Einheit, 2 km/h)
- Abduktoren-Dehnübung an der Wand (3 Sätze à 8 Wiederholungen, 2 Sekunden Haltezeit)
- Abduktoren-Dehnung mit interner und externer Rotation (3 Sätze à 8 Wiederholungen, 2 Sekunden Haltezeit)

Die konsequente Durchführung dieses Programms führt nachweislich zu einer signifikanten Steigerung der Abduktorenkraft, einer Verbesserung der Hüftstabilität und einer Reduktion funktioneller Einschränkungen. Untersuchungen zeigen, dass die Muskelkraft der Abduktoren in der Studiengruppe nach 6 Monaten um 92,5 % zunahm, während die Kontrollgruppe lediglich eine Steigerung um 35,7 % erreichte (Benedetti et al., 2021). Dies bestätigt die Effektivität der gezielten Abduktorenkräftigung im Rehabilitationsprozess.
In der 3-teiligen Serie Training mit Hüftschmerzen: Was kannst du einfach tun? lernst du, wie du mit Hüftschmerzen umgehst und wie Krafttraining optimal aussehen soll.
Langfristige Prognose: Wie lange hält eine Hüft-TEP?
Die durchschnittliche Haltbarkeit moderner Hüftprothesen beträgt 15-20 Jahre (Evans et al., 2019). Faktoren wie Körpergewicht, sportliche Aktivität und Materialwahl beeinflussen die Langlebigkeit (Rochoy et al., 2020).
Typische Fehler nach einer Hüft-TEP und wie du sie vermeidest
- Mangelnde Reha-Disziplin: Verlängert wahrscheinlich die Rehabilitationszeit.
- Verzicht auf Sport: Ist ein Mythos, da kontrollierte Bewegung wichtig für die Prothesenhaltbarkeit ist (Siebert, 2017)
Fazit: Dein erster Schritt zur schmerzfreien Hüfte
Eine Hüft-TEP ist eine effektive Möglichkeit, um Mobilität und Lebensqualität zu verbessern. Wichtig ist eine gute Vorbereitung, eine realistische Erwartungshaltung und die konsequente Einhaltung der Rehabilitationsvorgaben. Wer seine neue Hüfte sorgsam behandelt, kann viele Jahre von ihr profitieren.
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Literaturverzeichnis
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