Das Hüftimpingement ist eine häufige Ursache für Leistenschmerzen, insbesondere bei jungen Erwachsenen. Es entsteht durch eine mechanische Einschränkung im Hüftgelenk, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten des Hüftimpingements – einer oft unterschätzten, aber gut behandelbaren mechanischen Problem.
Was ist Hüftimpingment (FAI-Syndrom)?
Unter einem femoroazetabulären Impingement (FAI) versteht man eine mechanische Konfliktsituation zwischen dem Oberschenkelkopf/-hals (Femur) und der Hüftpfanne (Acetabulum). Laut dem sogenannten Warwick Agreement – einer internationalen Expertenvereinbarung zur Definition, Diagnostik und Behandlung des FAI-Syndroms (Griffin et al., 2016) – liegt ein Hüftimpingement nur dann vor, wenn drei Bedingungen erfüllt sind: (1) typische Symptome, (2) positive klinische Tests und (3) passende bildgebende Befunde. Nur wenn alle drei Kriterien gleichzeitig auftreten, spricht man von einem klinisch relevanten Hüftimpingement bzw. FAI-Syndrom.
Ursachen des Hüftimpingements
Anatomisch werden drei Hauptformen unterschieden: das Cam-Impingement, bei dem der Übergang zwischen Kopf und Schaft des Femurs abgeflacht ist, das Pincer-Impingement, bei dem der Pfannenrand übermäßig ausgeprägt ist (Anzillotti et al., 2022). Die dritte ist eine häufig vorliegende Mischform. Risikofaktoren für ein Hüftimpingement sind sportliche Aktivitäten mit intensiver Hüftbeugung und -rotation (z. B. Fußball, Kampfsport, Turnen) sowie genetische Einflüsse (Frank et al., 2015).
Typen des FAI-Syndroms

- Der Cam-Typ ist gekennzeichnet durch einen abnorm geformten Oberschenkelknochenkopf, der sich beim Bewegen in die Hüftpfanne einbohrt
- Beim Pincer-Typ überdeckt die Hüftpfanne den Oberschenkelknochen zu weit und führt ebenfalls zu Reibung und Schmerzen
- Die Mischform beinhaltet Merkmale von sowohl Cam als auch Pincer
Symptome des Hüftimpingements
Ein Hüftimpingement tritt vor allem bei jungen, sportlich aktiven Menschen auf – häufig in Sportarten mit intensiver Hüftbeugung, wie Fußball, Eishockey, Turnen oder Kampfsport. Betroffene berichten häufig über Leistenschmerzen, die bei bestimmten Bewegungen auftreten – insbesondere bei starker Beugung, Innenrotation oder Adduktion der Hüfte (z. B. das Überkreuzen der Beine oder das Anziehen der Knie zur Brust).
Im Alltag können folgende Bewegungen typische Beschwerden auslösen:
- das Einsteigen ins Auto
- langes Sitzen mit angewinkelten Beinen (z. B. im Kino oder Büro)
- das Binden der Schuhe oder Anziehen von Socken
- tiefes Hinhocken oder kniendes Arbeiten (z. B. im Garten)
In frühen Stadien treten die Schmerzen oft nur bei Belastung oder nach dem Sport auf. In fortgeschrittenen Fällen können sie auch in Ruhe oder nachts bestehen. Manche Patient:innen berichten über ein „Klicken“, „Einrasten“ oder „Blockieren“ der Hüfte – dies kann auf eine begleitende Schädigung der Gelenklippe (Labrum) hinweisen, die häufig gemeinsam mit einem Hüftimpingement auftritt.
Diagnostik beim Hüftimpingement
Für die Diagnostik ist die Kombination aus Anamnese, klinischen Tests und Bildgebung entscheidend. Die sogenannte klinische Trias besteht aus: (1) typischen Beschwerden, (2) einem positiven klinischen Test (z. B. FADIR-Test) und (3) passenden MRT- oder Röntgenbefunden. Wichtig ist: Viele asymptomatische Personen zeigen FAI-Morphologien im MRT (Frank et al., 2015). Daher sollten funktionelle Tests wie der FADIR-Test sowie die Beurteilung der Innenrotation in Neutralstellung kombiniert angewendet werden (Pålsson et al., 2020). Diese Kombination hat sich als besonders zuverlässig erwiesen, um ein tatsächliches Hüftimpingement zu erkennen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Hüftimpingement
Konservative Therapieansätze:
Im Zentrum der konservativen Behandlung stehen gezielte Maßnahmen, die individuell an die Beschwerden im Alltag oder beim Sport angepasst werden. Physiotherapie oder das Training mit einem medizinischen Fitnesstrainer kann helfen, die Beweglichkeit zu verbessern. Ziel ist es, durch Krafttraining und Mobilisationsübungen die Belastbarkeit der Hüfte zu steigern. Schmerzverursachende Bewegungen sollten analysiert, angepasst und – wenn nötig – vorübergehend vermieden werden. Eine gezielte Belastungssteuerung ist hierbei entscheidend.
Operative Eingriffe:
Wenn konservative Maßnahmen nach mindestens drei bis sechs Monaten keine ausreichende Besserung bringen, kann eine arthroskopische Operation in Betracht gezogen werden (Anzillotti et al., 2022). Dabei werden die knöchernen Konfliktzonen geglättet und mögliche Labrumläsionen repariert. Studien zeigen, dass Operationen kurzfristig bessere Ergebnisse liefern können, während langfristig beide Ansätze – konservativ und operativ – vergleichbare Erfolge zeigen (Saueressig et al., 2021).
Praktische Tipps für das Hüftimpingement
Eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Hüftimpingement und der Linderung von Hüftschmerzen spielen auch Lebensstiländerungen. Hier sind einige wichtige Ansätze, die Sie in Betracht ziehen können:
Anpassung von Bewegungen und aktiv bleiben
Gezielte Übungen zur Stärkung der Hüftmuskulatur und Verbesserung der Beweglichkeit können einen großen Unterschied machen. Oftmals lösen aber bestimmte Bewegungen Probleme aus. Hierbei ist es wichtig, die Bewegungen des Alltags und Bewegungen während Übungen so anzupassen, dass sie keine Schmerzen auslösen. Daher ist jede Übung, die Sie wirklich ausführen können, die richtige Übung.
- Hüft-Stärkungsübungen: Um die Hüftmuskeln zu stärken und die Stabilität beim Gehen und Stehen zu verbessern
- Core-Stabilisationsübungen: Um die Bauch- und Rückenmuskulatur zu kräftigen, was die Belastung auf die Hüften verringert
- Generelles Krafttraining: Um von dem gesundheitlichen und schmerzverringernden Effekt zu profitieren
Es ist wichtig, Übungen regelmäßig auszuführen und von Zeit zu Zeit die Intensität oder anfangs den Bewegungsumfang zu steigern, um ihre vollen Vorteile zu erzielen. In der 3-teiligen Serie Training mit Hüftschmerzen: Was kannst du einfach tun? lernst du, wie du mit Hüftschmerzen umgehst und wie Krafttraining optimal aussehen soll.
Vermeidung von typischen Alltagsbewegungen
Oft können einfache Änderungen im Alltag dazu beitragen, die Provokation der Hüften zu reduzieren. Dazu gehören:
- Vermeidung von Beinen überschlagen
- Lauf oder Gehzeit anpassen
- Längeres Sitzen vermeiden, falls problematisch

Ernährungstipps zur Entzündungshemmung
Eine entzündungshemmende Ernährung kann ebenfalls dazu beitragen, Hüftschmerzen zu reduzieren und die Heilung zu unterstützen. Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren (z.B. fetter Fisch wie Lachs, Leinsamen, Walnüsse), Antioxidantien (z.B. Beeren, grünes Blattgemüse, Nüsse) und entzündungshemmenden Gewürzen (z.B. Kurkuma, Ingwer, Knoblauch) sind besonders empfehlenswert. Gleichzeitig sollten Sie auf entzündungsfördernde Lebensmittel wie zuckerhaltige Snacks, verarbeitete Lebensmittel und gesättigte Fette verzichten oder reduzieren.
Stress und Schlafmanagement
Zu wenig Schlaf und zu viel Stress können dafür sorgen, dass Sie Schmerzen vermehrt wahrnehmen und/oder Entzündungen fördern.
Indem Sie diese Lebensstiländerungen in Betracht ziehen und in Ihren Alltag integrieren, können Sie nicht nur die Symptome des FAI-Syndroms lindern, sondern auch Ihre Hüftgesundheit langfristig fördern.
Schlusswort zu Hüftimpingement
Das Femoroacetabuläre Impingement (FAI) Syndrom kann eine Herausforderung sein, aber es gibt Hoffnung und Lösungen, um Ihre Hüftschmerzen zu lindern und Ihre Lebensqualität zu verbessern. Durch eine Kombination aus gezielten Übungen und Lebensstillveränderungen können Sie auf dem Weg zu einer möglichen schmerzfreien Hüfte sein. Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und den ersten Schritt zu machen, um Ihre Hüftgesundheit zu verbessern.
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Als medizinischer Fitnesstrainer aus Bochum freue ich mich, Sie dabei zu unterstützen.
Literaturverzeichnis
Anzillotti, G., Iacomella, A., Grancagnolo, M., Bertolino, E. M., Marcacci, M., Sconza, C. & Di Matteo, B. (2022). Conservative vs. Surgical Management for Femoro-Acetabular Impingement: A Systematic Review of Clinical Evidence. Journal of Clinical Medicine, 11 (5852). https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36233719/
Frank, J. M., Harris, J. D., Erickson, B. J., Slikker III, W., Bush-Joseph, C. A., Salata, M. J., & Nho, S. J. (2015). Prevalence of Femoroacetabular Impingement Imaging Findings in Asymptomatic Volunteers: A Systematic Review. Arthroscopy: The Journal of Arthroscopic and Related Surgery, 31 (6), 1199-1210. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25636988/
Griffin, D. R., Dickenson, E. J., O’Donnell, J., Agricola, R., Awan, T., Beck, M., … & Bennell, K. L. (2016). The Warwick Agreement on femoroacetabular impingement syndrome (FAI syndrome): an international consensus statement. British Journal of Sports Medicine, 50 (19), 1169-1176. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27629403/
Pålsson, A., Kostogiannis, I., & Ageberg, E. (2020). Combining results from hip impingement and range of motion tests can increase diagnostic accuracy in patients with FAI syndrome. Knee Surgery, Sports Traumatology, Arthroscopy, 28 (10), 3382–3392. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32335699/
Saueressig, T., Pedder, H., Bowe, S. J., Owen, P. J., & Belavy, D. L. (2021). Six Meta-analyses on Treatments for Femoroacetabular Impingement Syndrome in a Year and Readers Are None the Wiser. Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy, 51 (5), 201–203. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33930982/